336.000 Menschen in Österreich gelten als absolut arm, 1,3 Millionen sind armutsgefährdet. Vor allem Frauen haben ein hohes Risiko, von Armut betroffen zu sein. Das Risiko steigt deutlich an, wenn auch eine psychische Erkrankung vorliegt. Die Caritas der Diözese St. Pölten macht in ihrer aktuellen Kampagne genau auf dieses besondere Armutsrisiko aufmerksam: v.l.: Hannes Ziselsberger, Direktor der Caritas in der Diözese St. Pölten, Judith Baumgartner, Leiterin der Familienhilfe PLus, Sandra Noe-Nordberg, Diplomierte Krankenpflegerin und Betreuerin beim Psychosozialen Dienst der Caritas St. Pölten, Helga O. und Silvia B., Besucherinnen des Caritas Club Aktiv, Caritas Generalsekretär Christoph Riedl. © , Franz Gleiß

Weiblich, arm und psychisch krank

Es sind vor allem Frauen, die von Armut betroffen sind. 35 Prozent mehr Frauen als Männer sind von absoluter Armut betroffen. Darüber hinaus sind 41 Prozent der Alleinerzieherinnen armutsgefährdet. Ein Umstand, den wir als Caritas auch in unseren Sozialberatungsstellen bemerken. Seit der hohen Inflation bleibt die Nachfrage nach Hilfe und Unterstützung hoch. Auch in diesem Jahr werden es an die 20.000 Kontakte sein, die wir in unseren Sozialberatungs- und Nothilfestellen in der Diözese St. Pölten verzeichnen. Zwei Drittel der Menschen, die bei uns Hilfe suchen, sind Frauen, fast 20 Prozent sind Alleinerzieherinnen.

Eine Gruppe von Frauen wird bei Statistiken und Betrachtungen von Armut jedoch oft vergessen: Personen mit einer psychischen Erkrankung bzw. einer Suchterkrankung. „Laut statistischen Daten ist in Österreich jede vierte Person im Leben von einer psychischen Erkrankung betroffen. Viele Menschen sind durch Überlastung und Überforderung an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit oder bereits so krank, dass sie vorübergehend oder dauerhaft nicht mehr ausreichend leistungsfähig sind. Psychische Erkrankungen sind kaum sichtbar und leider immer noch von einer Stigmatisierung betroffen.“, erklärt Hannes Ziselsberger, Direktor der Caritas in der Diözese St. Pölten. „Merkmale dieser psychischen Erkrankungen sind oft Rückzug aus Freundschaften und Begegnungen, Einsamkeit, Überlastung und ständige Erschöpfung oder auch Antriebslosigkeit oder ein übersteigerter Antrieb. Schwierige Familiensituationen und Überforderung mit Kindern oder das ständige Leben in Armut belasten die Psyche nochmals“, so Ziselsberger.

Psychische Erkrankung und Frauenarmut
„Armut kann auch eine Folge der Abwärtsspirale von psychischer Erkrankung und Suchtproblemen sein. Auch hier sind Frauen besonders betroffen“, weiß Sandra Noe-Nordberg, Diplomierte Krankenpflegerin und Betreuerin beim Psychosozialen Dienst der Caritas St. Pölten. „Meiner Erfahrung nach, wird Armut von den betroffenen Frauen sehr individuell erlebt und verarbeitet, wobei Faktoren wie Persönlichkeit, Lebenserfahrung und Resilienz eine Rolle spielen. Stigmatisierung, soziale Isolation und fehlende Unterstützung belasten das Selbstwertgefühl meiner Klientinnen oft besonders. Durch solche zusätzlichen Stressfaktoren verstärken sich Depressionen, Angstzustände und andere psychische Erkrankungen. Vielen Frauen fällt es häufig, zumindest anfangs sehr schwer, Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen.“

Der Club Aktiv ist ein wichtiges Angebot für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Hier finden regelmäßige Treffen in geschützter Atmosphäre mit fachlich kompetenter Begleitung statt, die Isolation und Rückzugstendenzen entgegenwirken.

Was Armut in Folge von psychischer Erkrankung bedeutet, hat auch Silvia B. erfahren müssen. Sie wird vom Psychosozialen Dienstes der Caritas begleitet und besucht regelmäßig den Club Aktiv in St. Pölten.

Ihre Lebensgeschichte ist geprägt von Gewalterfahrungen durch ihren Ehepartner, den Verlust des Kontakts mit ihrem Sohn und des Gefühls von Überforderung. Mit Alkohol hat sie immer versucht den Schmerz zu betäuben. Die Sozialhilfe hat gerade zum Überleben gereich. Gutes Lebens, war es keines, wie Sie erzählt: „In den vergangenen zwei Jahren, als die Energiekosten so hoch geworden sind, habe ich das Gas abgemeldet und meine Wohnung nicht mehr geheizt. Der Jänner war am schlimmsten. Da hatte es in meiner Wohnung nicht mehr als 12 Grad. Das Badezimmer habe ich mit Grabkerzen ein wenig gewärmt. Der Club Aktiv ist für mich ein Ort, an dem ich mich wohl fühlen kann. Die anderen Menschen und die Betreuerinnen schenken mir viel Freude. Vom Alkohol bin ich mittlerweile ganz weggekommen.“

Familienhilfe Plus sieht Frauenarmut direkt in den Familien
Die Familienhilfe Plus der Caritas St. Pölten arbeitet als mobiler familienunterstützender Dienst direkt vor Ort in den Familien. „Wir arbeiten im Auftrag der NÖ Kinder- und Jugendhilfe und sehen in unserem täglichen Tun die direkten Auswirkungen von Frauenarmut“, weiß Judith Baumgartner, Leiterin der Familienhilfe PLus. „Wir betreuen Frauen, die seit Jahren nicht mehr beim Friseur waren und aufgehört haben zu lachen, weil sie sich den Zahnersatz nicht leisten können. Wir betreuen Mütter die an Schlafstörungen leiden, weil sie unter ständiger Anspannung und psychischen Belastungen stehen.

Frauenarmut ist in unserem Betreuungskontext immer auch mit Kinderarmut verbunden. Viele der betroffenen Frauen sind Alleinerzieherinnen, sind aufgrund von Sorgearbeit - also Kinderbetreuung, Pflege und Hausarbeit - nicht erwerbstätig oder teilzeitbeschäftigt und verdienen in Berufsfeldern weniger als ihre männlichen Kollegen bzw. sind mit massiven Einschränkungen bei ihren Pensionsansprüchen konfrontiert. Häufig befinden sich diese Frauen in prekären Arbeits- und Wohnverhältnissen. Abhängigkeiten bis hin zu Gewaltbeziehungen sind die Folge und wirken sich insgesamt negativ auf die psychische Gesundheit aus“, so Baumgartner.

Es braucht mehr Hilfe
„Für uns als Caritas ist klar: Wo die Gefahr der Armut steigt, braucht es auch mehr Hilfe! Wir sehen das als Auftrag für uns als Caritas, fordern aber auch die politisch Verantwortlichen dazu auf, das soziale Netz in Österreich wieder enger zu knüpfen. Um die Armutsgefährdung für Frauen zu reduzieren, wäre es ein einfacher Schritt, die Höhe der Ausgleichszulage einmal wesentlich zu erhöhen. Dazu braucht es konkrete, unterstützende Angebote für Frauen, die von Armut betroffen sind.“ so Caritas-Direktor Hannes Ziselsberger. Und er richtet einen Appell an Frauen in schwierigen Lebenssituationen: „Holen Sie sich Hilfe! Kommen Sie in die Beratungsstellen der Caritas, sei es die Sozialberatung, die Familienberatung oder die psychosozialen Sprechstunden im Club Aktiv. Niemand muss alle Probleme alleine lösen.“

Am Ende der Pressekonferenz, die direkt im Club Aktiv der Caritas in St. Pölten stattgefunden hat, erläuterte Caritas St. Pölten Generalsekretär Christoph Riedl, dass es diese Formen der Unterstützung durch die Caritas nur geben kann, weil wir als Caritas Spenden erhalten. Daher steht die aktuelle Kampagne der Caritas auch ganz im Zeichen von Frauenarmut mit dem Slogan: „Weil Mama-Sein nicht Arm-Sein bedeuten darf“.

So hilft die Caritas der Diözese St. Pölten
Die Sozialberatung.Nothilfe der Caritas der Diözese St. Pölten bietet neben der Beratung, Soforthilfen in Form von Lebensmittelgutscheinen, Bekleidungsgutscheine und Unterstützungszahlungen bei Notlagen an. In den Beratungen werden allfällige Rechtsansprüche geprüft und Informationen zu derzeitigen finanziellen staatlichen Unterstützungsmöglichkeiten weitergegeben oder gemeinsam beantragt. Des Weiteren bieten wir auch sozialrechtliche Beratung durch Jurist*innen an. Bekleidungsgutscheine können in den carlas (Caritas Läden) eingelöst werden.

Wir helfen auch jenen, die sich beim Schritt in eine Beratungsstelle schwertun. Der Caritas Wegweiser schafft Orientierung für Hilfesuchende und die Möglichkeit, anonym und unkompliziert zum passenden Hilfsangebot oder direkt zur Online-Sozialberatung zu gelangen: www.caritas-wegweiser.at
In 7 Caritas-Sozialmärkten (soma) ermöglicht die Caritas St. Pölten in Krems, Zwettl, Gföhl, Gars am Kamp, Waidhofen/Thaya, Schrems und St. Leonhard am Forst Menschen mit geringem Einkommen, ihren Lebensmittelbedarf zu decken. Im soma dürfen Menschen einkaufen, die armutsgefährdet sind bzw. unter der Armutsgrenze leben. Ein Einkaufspass berechtigt zum Einkauf in Haushaltsmengen.
Von Armut betroffen sind oft auch Menschen mit psychischer Erkrankung. Wichtige Kontakt- und Begegnungsmöglichkeiten gegen die Einsamkeit und Ausgrenzung bietet der
Club Aktiv der Caritas. Dieser wird in jeder Bezirkshauptstadt und jeder Statutarstadt in der Diözese St. Pölten angeboten.
Die FamilienhilfePLus hilft bei der Bewältigung schwieriger Lebenssituationen mit sehr alltags- und praxisnaher Anleitung, z. B. bei der Kinderpflege, Erziehung, der Haushaltsführung oder dem Erstellen einer Tagesstruktur.
Das Mutter-Kind-Haus ist ein vorübergehendes Zuhause wenn schwangere Frauen und Mütter mit Kleinkindern keinen Platz oder keine Unterkunft für sich und das Kind haben, finanziell nicht abgesichert sind, mit ihren Partnern oder mit der eigenen Familie große Konflikte haben.

Spendenbeispiele

  • Mit 20 Euro ermöglichen Sie Kindern eine gesunde Jause in unseren Lerncafés.
  • Mit 40 Euro unterstützen Sie den Betrieb unseres Mutter-Kind-Hauses, damit Frauen und ihre Kinder eine sichere Unterkunft haben.
  • Mit 100 Euro tragen Sie zu einem Wocheneinkauf für eine Alleinerzieher*in mit 2 Kindern bei.
  • Mit 150 Euro schenken Sie einem armutsbetroffenen Kind warme Winterkleidung.
  • Mit 250 Euro tragen Sie dazu bei, dass armutsbetroffene Menschen ihre Energie- und Mietnachzahlungen begleichen können.

Spendenmöglichkeiten zur Inlandskampagne:
Caritas Spendenkonto:
IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000; Kennwort: Inlandshilfe
Online-Spenden unter www.caritas.at/helfen
Unterstützen kann man online einfach und schnell auch in unserem
Wir helfen-Shop: https://wirhelfen.shop/schenk-muttern-und-kindern-einen-vollen-einkaufskorb/

Pressekonferenz zum Start der Caritas Inlandskampagne

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336.000 Menschen in Österreich gelten als absolut arm, 1,3 Millionen sind armutsgefährdet. Vor allem Frauen haben ein hohes Risiko, von Armut betroffen zu sein. Das Risiko steigt deutlich an, wenn auch eine psychische Erkrankung vorliegt. Die Caritas der Diözese St. Pölten macht in ihrer aktuellen Kampagne genau auf dieses besondere Armutsrisiko aufmerksam: v.l.: Hannes Ziselsberger, Direktor der Caritas in der Diözese St. Pölten.

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336.000 Menschen in Österreich gelten als absolut arm, 1,3 Millionen sind armutsgefährdet. Vor allem Frauen haben ein hohes Risiko, von Armut betroffen zu sein. Das Risiko steigt deutlich an, wenn auch eine psychische Erkrankung vorliegt. Die Caritas der Diözese St. Pölten macht in ihrer aktuellen Kampagne genau auf dieses besondere Armutsrisiko aufmerksam: v.l.: Judith Baumgartner, Leiterin der Familienhilfe PLus.

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336.000 Menschen in Österreich gelten als absolut arm, 1,3 Millionen sind armutsgefährdet. Vor allem Frauen haben ein hohes Risiko, von Armut betroffen zu sein. Das Risiko steigt deutlich an, wenn auch eine psychische Erkrankung vorliegt. Die Caritas der Diözese St. Pölten macht in ihrer aktuellen Kampagne genau auf dieses besondere Armutsrisiko aufmerksam: v.l.: Helga O. und Silvia B., Besucherinnen des Caritas Club Aktiv.

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336.000 Menschen in Österreich gelten als absolut arm, 1,3 Millionen sind armutsgefährdet. Vor allem Frauen haben ein hohes Risiko, von Armut betroffen zu sein. Das Risiko steigt deutlich an, wenn auch eine psychische Erkrankung vorliegt. Die Caritas der Diözese St. Pölten macht in ihrer aktuellen Kampagne genau auf dieses besondere Armutsrisiko aufmerksam: v.l.: Hannes Ziselsberger, Direktor der Caritas in der Diözese St. Pölten, Judith Baumgartner, Leiterin der Familienhilfe PLus, Sandra Noe-Nordberg, Diplomierte Krankenpflegerin und Betreuerin beim Psychosozialen Dienst der Caritas St. Pölten, Helga O. und Silvia B., Besucherinnen des Caritas Club Aktiv, Caritas Generalsekretär Christoph Riedl.

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