Weil die Krise noch nicht vorbei ist – Caritas startet Haussammlung 2024

Hilfe aus der Region für die Region: Dafür steht die Haussammlung der Caritas in Niederösterreich. Sie ist die größte, und wichtigste Spendenaktionen für Menschen in Not in Niederösterreich. Die Haussammlung wird von rund 3.000 Freiwilligen aus den Pfarren getragen. Sie bitten an den Haustüren um Spenden, führen Gespräche, schaffen Begegnung und spannen so ein Netz der Solidarität in der Region. 2023 haben Sammlerinnen und Sammler gemeinsam ein Ergebnis von mehr als 743.200 Euro erzielt. Die Haussammlung ist eine wichtige Drehscheibe der Hilfe vor der Haustür, denn die gesammelten Spenden kommen Hilfsbedürftigen in der jeweiligen Pfarre sowie Caritas-Einrichtungen in Niederösterreich zugute.

„Diese große Aktion der Solidarität kann es nur geben, weil Sie bereit sind, sich auf den Weg zu machen. Sie sind Botschafter und Botschafterinnen der Nächstenliebe“, dankte Caritasdirektor Hannes Ziselsberger den Sammlerinnen und Sammlern: „Sie bieten Gespräche an und Hilfe, sie helfen, Brücken zu bauen von jenen, die etwas geben können hin zu jenen, die etwas brauchen“, so der Caritasdirektor im Rahmen der heutigen Pressekonferenz zum Start der Haussammlung 2024 in der Pfarre St. Pölten-Wagram.

Anfragen in den Sozialberatungsstellen steigen weiter
Aus unserer Erfahrung der vergangenen Monate stellen wir fest: Teuerung, Inflation und hohe Mieten sind für viele Menschen in Niederösterreich noch immer eine große Herausforderung. „Strom, Gas, Wärme, Holz, Öl – diese Wörter kommen aktuell in den meisten der oft verzweifelten Anrufe bei der Caritas Sozialberatung vor. Vor allem, wenn es um die Begleichung von Jahresabrechnungen und hohe Nachzahlungen geht“, erzählt Beate Schneider, Leiterin der Caritas Inlandshilfe. „Wenn man sagt, es gäbe keine Armut in Österreich, dann ist das eine Wahrnehmung die wir nicht teilen können. Vor allem die vielen Anfragen von Mindestpensionist*innen machen mich in meiner täglichen Arbeit sehr betroffen. Es sind vorwiegend alleinstehende Frauen, die mit einer Pension von 1.030 Euro Miete, Energie und Lebenserhaltungskosten stemmen müssen. Wenn wir dann in der Sozialberatung gemeinsam ausrechnen, wie der Lebensalltag zu meistern ist, kommt meist eine Null oder sogar eine Zahlungsunfähigkeit heraus“, so Beate Schneider weiter.

Stark in Anspruch genommen wird seit dem Vorjahr auch die Energiesparberatung. Alte Haushaltsgeräte sorgen oft für eine höhere Stromrechnung, bei geringem Einkommen eine zusätzliche Belastung. Die Caritas bietet daher – gefördert aus den Mitteln des Klimaschutzministeriums - seit dem Vorjahr armutsgefährdeten Menschen deshalb eine kostenlose Energieberatung an, zum Teil gibt es auch Neugeräte gratis. Die kostenlose Förderung steht Personen mit geringem Einkommen zur Verfügung. Anspruchsberechtigt sind all jene, die vom Rundfunkbeitrag befreit sind oder einen Heizkostenzuschuss der Länder, Wohnbeihilfe, Sozialhilfe oder Ausgleichshilfe in Anspruch nehmen. „Am häufigsten treffe ich auf Mindestpensionistinnen“, erzählt Caritas Energiesparberater Wolfgang Studeny. „Die Frauen haben ihr Leben lang gearbeitet, oft unbezahlt etwa in Form von Care-Arbeit und wissen nicht mehr wie sie die Stromrechnung bezahlen sollen. Von einem neuen Elektrogerät ganz zu schweigen. Der älteste Kühlschrank, den ich getauscht habe, war 48 Jahre alt.“

Und die Anfragen um Hilfe werden bei der Caritas immer mehr: 2024 gab es in der Sozialberatung der Caritas St. Pölten zum Stichtag 15. Mai bereits 6.243 Kontakte mit Klient*innen, das sind um 326 Kontakte mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres und um rund 1.000 mehr als im Jahr 2022. „Dabei ging es in den Beratungen um Themen wie Existenzsicherung, Energie, Familie und Kinder, Wohnsituation sowie Gesundheit und Bildung. Die Beratungen werden immer komplexer, da es nicht mehr nur darum geht, die Stromrechnung nicht mehr bezahlen zu können, sondern sich auch die Heizkosten, Miete und der ausreichende Einkauf von Lebensmitteln oft nicht mehr ausgehen“, weiß Beate Schneider. Mit rund 1.000 Klient*innen gab es heuer erstmals Kontakt. Insgesamt wurden bereits rund 673.010 Euro an Unterstützungszahlungen für Klient*innen ausgezahlt.

Das bestätigen auch die im April veröffentlichen Daten der Statistik Austria. Die Maßnahmen der Bundesregierung haben geholfen, um die Anzahl an armutsgefährdeten Menschen zu stabilisieren – auch in Niederösterreich. Die Anzahl von akut von Armut betroffenen Menschen hat sich aber dramatisch verschärft. Heute sind 336.000 Menschen in Österreich absolut arm. Das sind 130.000 mehr als noch im letzten Jahr. Besonders dramatisch ist der Anstieg von absoluter Armut bei Kindern und Jugendlichen, die sich auf 88.000 Kinder mehr als verdoppelt hat.

Bundes- und Landesregierung haben in den vergangenen Monaten und Jahren viele Maßnahmen und Milliarden-Pakete gegen die Teuerungswelle auf den Weg gebracht. Für uns als Caritas ist klar: Ohne diese Hilfen wäre die Armut in Österreich noch viel stärker angewachsen. Aber es zeigt sich immer mehr, dass das Sozialsystem in Österreich zwar hilft, aber die Leistungen nicht mehr ausreichen, um Menschen mittel- und langfristig abzusichern. Unser Sozialsystem ist nicht mehr das sichere, letzte Auffangnetz für Menschen in Not, das es einmal war“, so Caritasdirektor Ziselsberger.

Mit den Spenden aus der Caritas Haussammlung helfen wir Menschen in unterschiedlichsten Notlagen. Das tun wir in der Sozialberatung, in unseren Sozialmärkten oder im Mutter Kind Haus. Mit Hilfe von Spenden aus der Haussammlung werden aber auch Projekte wie zum Beispiel „KIPKE“ (Kinder psychisch kranker Eltern) unterstützt. „Mit dem Projekt Kinder psychisch kranker Eltern setzt sich die Caritas St. Pölten seit 2010 das Ziel, Kinder aus betroffenen Familien bei der Bewältigung ihrer momentanen Lebenssituation kindgerecht zu unterstützen. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die Stärkung des Selbstwertes und die Entlastung der Kinder von Schuld- und Schamgefühlen sowie die altersgerechte Aufklärung und Beratung über die familiäre Situation“, betont Anna Entenfellner, Leiterin des PsychosozialenDienstes der Caritas St. Pölten

Haussammlerinnen aus der Pfarre St. Pölten-Wagram:
„Die rund 3.000 Haussammler*innen werden mit begleitenden Maßnahmen und Materialien bestmöglich unterstützt, um die Haussammlung in den Pfarren durchführen zu können“ so Christan Köstler, Leiter der Pfarrcaritas. „Es gehört zum Leben, Verantwortung zu übernehmen, zu teilen und sich für andere Menschen einzusetzen, wenn man selbst die Möglichkeit dazu hat.“ Das bestätigt auch Haussammler Peter Kramer: „Die Kunst es jedem recht zu machen, beherrscht auch die Caritas nicht, aber für jeden da zu sein, der Hilfe braucht, das tut sie sehr wohl. Darum unterstütze ich die Caritas und gehe von Haus zu Haus sammeln“. Und es kommen in der Pfarre Wagram bereits junge Haussammler*innen nach, so wie Paul Grüneis: „Meine Eltern gehen schon seit vielen Jahren bei uns in Wagram haussammeln. Irgendwann war ich alt genug, um für sie auch manchmal einzuspringen. Das Jahr darauf habe ich schon eine eigene Straße betreut. Durch das Sammeln von Spenden können wir außerdem bewirken, dass etwas zum Besseren verändert und Menschen vor Ort geholfen wird.“

Spendenmöglichkeiten zur Haussammlung:

Caritas Spendenkonto: IBAN: AT28 3258 5000 0007 6000; Kennwort: Haussammlung
Online-Spenden unter www.caritas-haussammlung.at
Unterstützen kann man online einfach und schnell auch in unserem
Wir helfen-Shop: https://wirhelfen.shop/caritas-haussammlung
Digitale Spendensäule: Erstmals wird es heuer im Monat Juni im Zeitraum der Caritas Haussammlung auch eine digitale Spendensäule in der St. Pöltner Dompfarre geben, wo kontaktloses Spenden möglich ist.

Start der Caritas Haussammlung 2024