„Sie sind mit der arabischen Welt verbunden – ob Sie das wollen oder nicht. Wir sind so eine Art Schicksalsgemeinschaft!“, betonte El-Gawhary gleich zu Beginn seines Vortrages und konkretisierte das auch gleich: „Wenn Sie hier Ihr Auto volltanken, dann hat das mit der arabischen Welt zu tun, woher das Erdöl dazu kommt. Das Sicherheitsproblem in der arabischen Welt ist auch zu einem europäischen Sicherheitsproblem geworden, und die Flüchtlinge, die nach Europa kommen, werden in dieser Region produziert.“
Gleichzeitig, so der Korrespondent, sei Europa und der Westen auch immer ein Teil des arabischen Problems. „Das dürfen wir nicht vergessen. Vor zwei, drei Jahren haben die Golfstaaten Waffen im Wert von 110 Milliarden Dollar importiert. Woher kommen diese Waffen?“, fragte der Journalist rhetorisch in die Runde.
Zur Frage, wie man den syrischen Bürgerkrieg heute beenden kann, meinte der ORF-Korrespondent: Wenn die drei Regionalmächte – Türkei, Saudi Arabien und Iran – an einem Strang ziehen würden, wäre der syrische Bürgerkrieg bald beendet. Sie haben einen kleinsten gemeinsamen Nenner und das ist die einzige Hoffnung, nämlich die Angst, dass die Instabilität, die da in Syrien entstanden ist, auf sie übergreift.“
In Bezug auf die Flüchtlinge meinte der ORF-Mann: „Wir haben in Europa keine Flüchtlingskrise, sondern eine Krise der Flüchtlingspolitik, eine Krise der Solidarität.“ Dabei müsse man sich vor Augen halten, dass es weltweit rund 60 Millionen Flüchtlinge gäbe, aber nur rund ein bis zwei Millionen nach Europa gekommen seien.
Die 10-Top-Länder, die am meisten Flüchtlinge aufgenommen haben, seien, so El-Gawhary, keine europäischen. So habe beispielsweise der Libanon mit 4,5 Millionen Einwohnern rund zwei Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. El-Gawhary: „Anstatt zu diskutieren: Wie schaffen wir diese riesige Herausforderung?, sollten wir uns fragen: Wie schaffen wir es diese Herausforderung in vernünftige Bahnen zu lenken?“ Und weiter: „Ich glaube, wenn wir in zehn Jahren wieder in Europa auf diese Zeit zurückblicken, dann wird sich am Ende nur eine einzige Frage stellen, nämlich: Ist Europa an dieser Frage gescheitert oder daran gewachsen?“ Die Realität, ist der Journalist überzeugt, „wird über uns drüberrollen, ob wir das wollen oder nicht.“